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Bindungsangst betrifft viele Menschen, mehr als wir denken und viele Beziehungen scheitern an der Angst. Jedoch wird gesellschaftlich kaum über das Thema gesprochen. Was genau verstehen wir unter Bindungsangst, wie zeigt sie sich und was können wir dagegen tun? Das erfahren Sie hier!
Josua Leibrich ist Psychologe und nebenberuflicher Autor. Als Einzel- und Paartherapeut arbeitet er mit verhaltens- und schematherapeutischen Methoden in Würzburg. Es ist ihm ein Privileg, Menschen zu einem positiven Selbstverständnis zu führen und gemeinsam innovative Wege zu einzuschlagen. Detaillierte Informationen finden Sie auf seiner Homepage.
10 Symptome – Woran erkennen Sie Bindungsangst?
Bindungsängste und generelle Angst vor Nähe sind weit verbreitet und viele Menschen haben sie, ohne es zu wissen. Einige der Symptome sind oft unauffällig und werden meist als Teil unserer Persönlichkeit gesehen, statt als ein Problem oder eine Angst. Was also sind die Anzeichen der Bindungsangst? Wir haben die 10 häufigsten für Sie gesammelt:
- Bekanntschaften – Bindungsängste zeigen sich nicht nur in romantischen Beziehungen, sondern auch bei Freundschaften. Menschen mit einer Bindungsangst haben meist keine engen Freundschaften und eher oberflächliche Bekanntschaften und Menschen, mit denen sie Zeit verbringen, denen sie sich aber nicht öffnen.
- Wechselnde Sexualpartner – Wenn Sie ständig wechselnde Sexualpartner haben, ohne eine tiefere Verbindung einzugehen, kann das ein Zeichen der Bindungsangst sein. Der Kontakt zur anderen Person wird aufs Körperliche reduziert, Sie blocken jeden romantischen Annäherungsversuch und lassen die andere Person auch schnell wieder fallen.
- On-Off-Beziehungen – Ähnlich wie beim vorherigen Punkt wird hier auch durch den ständigen Wechsel eine tiefere Verbindung vermieden. Indem Sie die Beziehung immer wieder unterbrechen und neu anfangen, können Sie den Schritt in die emotionale und romantische Ebene vermeiden.
- Beziehung auf Distanz – Oftmals etablieren bindungsängstliche Menschen von Anfang an eine Distanz zwischen sich und ihren Partnern. Egal ob durch viel Arbeit, zeitaufwendige Hobbys oder unzählige Termine, sie finden immer einen Weg eine gewisse räumliche Distanz in der Beziehung zu schaffen.
- Kaum Kommunikation – Viele betroffene Menschen bilden nicht nur eine räumliche, sondern auch eine emotionale Distanz zwischen sich und ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Beziehungen basieren auf gesunder Kommunikation. Wir müssen miteinander über Gefühle, Probleme, Ansichten und Gedanken reden können, um eine funktionierende Beziehung zu gewährleisten. Für Menschen mit Bindungsangst wirkt ein emotionaler Austausch schnell angsteinflößend und gefährlich.
- Streitlustigkeit – In Beziehungen suchen bindungsängstliche Menschen oft nach Streit. So können Sie bewusst Distanz aufbauen. Meist haben die Konflikte überhaupt keinen Grund und wurden nur mit dem Hintergedanken der Distanz angefangen.
- Unzuverlässigkeit – Menschen mit Bindungsängsten sind oft unzuverlässig und sprunghaft. Pläne, die schon länger ausgemacht waren, sagen sie kurzfristig ab und sich mit ihnen zu verabreden grenzt an eine Unmöglichkeit.
- Geringes Selbstbewusstsein – Ein mangelndes Selbstbewusstsein kann ein Symptom der Bindungsangst sein. Wenn Sie das Gefühl haben, nie gut genug zu sein, kann das für eine unstabile und distanzierte Beziehung sorgen.
- Keine Zukunftspläne – Dinge, wie eine gemeinsame Wohnung, Kinder oder auch nur ein Urlaub zu zweit, kommen für Menschen mit Bindungsängsten nicht in Frage.
- Wenig körperliche Nähe – Berührungen und Zärtlichkeiten werden vermieden. Hier geht es nicht nur um Sex, denn auch schon Umarmungen oder Kuscheln kann für bindungsängstliche Menschen zu viel sein.
Zusätzlich dazu gibt es auch körperliche Symptome der Bindungsangst. Wenn Sie mit Nähe oder Zuneigung konfrontiert werden und eines oder mehrere der folgenden Symptome aufweisen, könnten auch Sie unter einer Bindungsangst leiden: Herzrasen, Schwitzen, trockener Mund, Schwindel, Kurzatmigkeit, Übelkeit und Schlaflosigkeit.
Die Bindungssangst in der Psychologie
Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass der Begriff Bindungsangst in der klinischen und Sozialpsychologie kaum verwendet wird. Man spricht in diesem Zusammenhang eher von einer Angst vor Risiken, die mit der Bindung verbunden sind, beispielsweise Angst vor dem Verlassen werden oder die Angst sich zu öffnen.
7 Ursachen für Bindungsangst – Warum haben Sie Angst vor Nähe?
Jetzt stellen Sie sich vielleicht die Frage: „Wie kommt es dazu?”. Mit dieser Frage sind Sie nicht alleine, denn viele Menschen wissen überhaupt nicht, wo ihre Bindungsangst herkommt. Das liegt daran, dass die Angst aus den verschiedensten Gründen entsteht. Wir haben die 7 häufigsten Ursachen für Bindungsangst für Sie gesammelt, vielleicht erkennen Sie sich in der ein oder anderen Ursache wieder:
- Vergangene Beziehung – Das ist für viele Menschen die häufigste Ursache. Ihre letzte Beziehung lief oder endete alles andere als rosig und nun haben Sie Angst davor sich wieder einer Person zu öffnen.
“Vor allem vorherige, missglückte Beziehungen können tiefe Narben hinterlassen.” – Josua Leibrich
- Wunsch nach Unabhängigkeit – Eine Angst vor Nähe muss auch nicht auf negativen Erfahrungen basieren. Viele Menschen wollen ihre Unabhängigkeit nicht abgeben und hängen so sehr an ihr fest, dass sich eine Bindungsangst entwickelt hat.
- Erfahrungen aus der Kindheit – Wie so viele Dinge, kann man auch die Bindungsangst auf die Kindheit zurückführen. Ihre Beziehung mit Ihren Eltern, vor allem aber mit Ihrer Mutter, prägt Ihr Verständnis von Nähe und Bindung im Erwachsenenalter. Wurden Sie in Ihrer Kindheit vernachlässigt oder abgewiesen, führt das schnell zu späteren Bindungsängsten.
“Wer zum Beispiel bereits durch das Elternhaus ein toxisches Beziehungsmuster vorgelebt bekommen hat, könnte Bindungsängste entwickeln. So werden Denkweisen wie: “Besser einen aggressiven Vater als gar keinen” zu „Besser Ärger in der Beziehung als allein sein.“” – Josua Leibrich
- Beziehung der Eltern – Ähnlich, wie im vorherigen Punkt, geht es auch hier um Ihre Kindheit. Wie war die Beziehung Ihrer Eltern zueinander? Haben sie sich gegenseitig viel Zuneigung gezeigt oder war ihre Partnerschaft von Distanz geprägt? Häufig übernehmen wir unterbewusst den Beziehungsstil, mit dem wir von klein auf konfrontiert waren.
- Angst vor den Risiken – Wie schon oben erwähnt, hat Bindungsangst oft etwas mit der Angst vor den Risiken zu tun. Vor allem Verlustangst spielt hier eine große Rolle. Eine schmerzhafte Verlusterfahrung trägt meist Folgen mit sich.
- Zu hohe Ansprüche – Ein weiterer Grund für Bindungsangst ist der Perfektionismus. Sie geben sich schwer mit dem, was ist, zufrieden und sind immer auf der Suche nach etwas Besserem? Das übt sich auch schnell auf Ihre Beziehung aus.
- Vernachlässigung – Die Unsicherheit, die mit ständiger Vernachlässigung zusammenhängt, kann schnell zu Bindungsangst führen. Wir haben Angst uns zu öffnen, da wir bisher immer ignoriert wurden. Hier muss es nicht nur um romantische Vernachlässigung gehen, denn wer in seiner Freundesgruppe oder im Beruf vernachlässigt wird, kann das Gefühl der Unsicherheit mit in die Liebe nehmen.
Bindungsangst überwinden mit diesen 4 Tipps
Menschen mit Bindungsängsten sehnen sich nach Nähe, Liebe und einer Beziehung, haben jedoch zu sehr Angst. Was also können Sie tun, um wirklich über Ihre Angst vor Nähe hinwegzukommen? Wir haben 4 Tipps für Sie, damit auch Sie in Zukunft ein glückliches Leben mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin leben können:
- Angst erkennen und akzeptieren – Der erste Schritt zur Besserung ist zu erkennen, dass Sie ein Problem haben. Darüber hinaus müssen Sie sich eingestehen, dass Sie diese Ängste haben, denn nur wenn Sie diesen Teil von sich akzeptieren, können Sie lernen damit umzugehen.
“Angst ist ein schlechter Ratgeber: Schau nicht auf all die möglichen Risiken, sondern schau welche Chancen vorliegen – denn darin liegen auch die Ressourcen für eine funktionierende Beziehung.” – Josua Leibrich
- Geduld – Haben Sie Geduld mit sich selbst und seien Sie nachsichtig. Geben Sie sich Zeit, um Ihre Ängste zu überwinden. Das passiert nicht über Nacht. Sie sollten eine Beziehung langsam und Schritt für Schritt aufbauen und sich nicht Hals über Kopf in etwas hineinstürzen.
- Unterstützung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin – Das Verständnis und die Unterstützung Ihres Partners ist wichtig für Ihre Besserung. Suchen Sie sich jemanden, der an Ihrer Seite steht und Sie nicht negativ betrachtet. Online-Dating-Portale, wie single-thueringen, können Ihnen dabei helfen, hierfür das perfekte Match zu finden.
- Therapie – In extremen Fällen ist eine Therapie von großer Hilfe. Falls Ihre Bindungsängste aufgrund traumatischer Erlebnisse in vergangenen Beziehungen oder der Kindheit entstanden sind, ist eine spezialisierte, therapeutische Behandlung die beste Entscheidung. So können Sie das Vergangene aufarbeiten. Falls Sie merken, dass Sie alleine nicht vorankommen, sollten Sie sich diesbezüglich einmal informieren.
“Wenn du an Bindungsängsten leidest, dann überstürze nichts in einer neuen Beziehung und erkenne deinen Wert, aber auch die Chancen deines Gegenübers – denn Beziehung ist eine proaktive Teamarbeit!” – Josua Leibrich
Fazit: Eine glückliche Beziehung führen
Menschen mit Bindungsängsten haben häufig Angst, dass sie nie eine gesunde Beziehung führen können, vielleicht gehören auch Sie dazu. Wir können Ihnen jedoch versichern, dass auch Menschen mit Bindungsängsten erfolgreich Beziehungen führen können. Sie müssen jedoch Zeit und Mühe in Ihre Besserung stecken und aktiv daran arbeiten Ihre Bindungsangst unter Kontrolle zu bekommen. Dafür wird Ihre Arbeit sich lohnen, denn Sie können sich auf eine Zukunft voller Liebe freuen.
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